Aufbruch in eine neue Ära: Das Formula Student Team Weingarten geht 2018 in der Driverless-Klasse an den Start

Wolfegg/Weingarten – Ins Automuseum Wolfegg hat das Formula Student Team Weingarten seine wichtigsten Freunde und Förderer eingeladen. Anlass war der Saisonabschluss 2017 und der Ausblick auf das kommende Jahr. Für diese nächste Saison wartet die neue Teamleitung dann auch mit einer Überraschung auf: 2018 geht das Team der Hochschule Ravensburg-Weingarten erstmals mit zwei Autos an den Start, dem Stinger 18 und mit einem Wagen im fahrerlosen Wettbewerb.

Bei insgesamt drei Rennen war das Formula Student Team Weingarten (FSTW) an den Start gegangen, in Ungarn, Österreich und am Hockenheim-Ring. Auch wenn es unterm Strich sechs Top-Ten-Platzierungen gab – darunter drei sechste Plätze in Ungarn in den Disziplinen Engineering Design, Business Plan und Autocross – so war die Enttäuschung doch greifbar. „Unsere Saison war durchwachsen“, resümierte Anna Linssen, die den Rückblick auf die Rennserie 2017 moderierte. Grund dafür waren die Ergebnisse in der „Königsdisziplin“, dem Endurance-Rennen. Aus verschiedenen Gründen passierte das FSTW in dieser Disziplin an keinem der drei Austragungsorte die schwarzweiß karierte Flagge. Und so wurden auch die vor der Saison gesteckten Ziele nicht erreicht.

Das Team nahm es sportlich und verwies auf die durchaus beachtlichen Erfolge auch in dieser Saison. „Sometimes you win, sometimes you learn“, schloss Anna Linssen, um den Blick sogleich in die Zukunft zu richten. Nun, nach Ende der Events, beginne bereits die neue Saison mit Auswertungen und ersten Planungen für das neue Auto. Passend dazu stellte sich in Wolfegg die neue Teamleitung vor: Janine Schatzmann, Daniel Kunz und Christoph Wald werden in der Saison 2018 das FSTW leiten. „Mein Ziel ist es, dass das Auto fährt“, lautete der Vorsatz des Informatik-Studenten Christoph Wald für seine neue Aufgabe. Damit schien er die Latte absurd niedrig zu legen. Dass sich dahinter jedoch mehr verbergen könnte als schwäbische Bescheidenheit, ahnte man bereits, als im Organigramm ein neues Subteam zu sehen war, das zunächst lediglich als ein großes Fragezeichen dargestellt wurde.

Das Geheimnis war sodann auch die Nachricht des Abends: FSTW goes Driverless. 2018 wird die Weingartener Hochschule erstmals mit zwei Autos an den Start gehen. Traditionell wird auch für das kommende Jahr ein neues Auto entwickelt, der Stinger 18. Parallel dazu wird der Stinger 17 zu einem autonom fahrenden Wagen umgerüstet und im kommenden Jahr in der Driverless-Klasse antreten. „Es gibt zwei große Themen, das ist der Elektroantrieb und das autonome Fahren“, sagte Anna Linssen. „Wir haben viel diskutiert, und wir haben uns entschieden, in die Driverless-Klasse einzusteigen. Wenn die Zukunft dort liegt, wollen wir dabei sein.“

Das autonome Fahren besteht in der Formula Student erst seit einem Jahr als eigene Rennklasse. „Die anderen Teams haben da noch keinen so großen Vorsprung. Das war auch ein Grund, warum wir uns für den Einstieg ins autonome Fahren entschieden haben“, sagt Christoph Wald. Eine große Herausforderung bestehe unter anderem darin, dass die Rennwagen laut Reglement beides können müssen, sowohl autonom fahren als auch von einem Fahrer gesteuert werden. Ein Video des Formula Student Teams aus Zürich zeigte, wie ein autonom fahrender Rennwagen die erste Runde absolviert. „Er lernt“, sagt Christoph Wald. In den folgenden Runden kann das Auto den Parcours dann immer schneller fahren. Der Einsatz von GPS ist nicht erlaubt. Die Autos müssen ihre Umgebung und somit die Strecke selbständig erkennen. „Das Herzstück des neuen Wagens ist der Computer“, erklärt Christoph Wald. „Hier werden die Daten der Sensorik und der Kameras verarbeitet.“

Dass die Weingartener damit in eine Rennklasse einsteigen, in der auch bei den anderen Teams noch Entwicklungsbedarf herrscht, zeigt die Tatsache, dass 2017 etwa in Hockenheim von den 15 gemeldeten Teams, nur vier an den Start gingen. „Für dieses neue Team brauchen wir jetzt natürlich Mitglieder aus allen Bereichen unserer Hochschule“, sagt Janine Schatzmann. „Wir hatten beim Start in die Saison 2017 schon einen großen Wechsel zu bewältigen. So wird es auch für das neue Subteam ‚Autonomes Fahren‘ eine Herausforderung, alle zu integrieren. Aber wir sind sehr zuversichtlich, da eine schlagkräftige Truppe zu bilden.“ Das Ziel des Teamleiters Christoph Wald, dass das Auto am Ende fahren solle, scheint unter diesen neuen Herausforderungen zwar immer noch bescheiden aber zumindest realistisch.

Bei der Umsetzung wird das Team nicht alleine sein. Als Hauptsponsor für das Driverless-Programm begrüßte das FSTW in Wolfegg die ZF Friedrichshafen AG. Der konventionelle Stinger 18 wird im kommenden Jahr an vier Rennen teilnehmen. Neben Ungarn, Österreich und Deutschland steht auch Spanien auf dem Programm. Mit dem autonomen Fahrzeug werden die Weingartener in Ungarn und am Hockenheimring an den Start gehen. Und vielleicht steht das fahrerlose Auto dann eines Tages – wie bereits zwei Vorgängermodelle – im Automuseum in Wolfegg.

Christoph Oldenkotte